Historisches | Geschichte von Paretz
Die Geschichte von Paretz
Wendische Slawen siedelten hier als Fischer, später folgten deutsche Landwirte. Die erste urkundliche Erwähnung geht auf den 28. Mai 1197 zurück. Seit etwa 1350 gehörte das Dorf abwechselnd den Adelsfamilien von Diericke und von Arnim, seit 1658 dann der Familie von Blumenthal. Von ihnen erwarb der Kronprinz, der spätere Friedrich Wilhelm III. 1797 den Ort für 85.000 preußische Taler.
Abseits vom protokollarisch geregelten Hofe Berlins und Potsdams konnte hier vor allem seine Frau Königin Luise ihre Vorliebe für ungezwungene Umgangsformen leben. Das ländliche Dasein sollte sich jedoch nicht ausschließlich im Gutshaus abspielen und so beauftragte das junge Kronprinzenpaar den Baumeister David Gilly mit der Neugestaltung der gesamten Dorfanlage nebst dem Gutshausumbau zur Sommerresidenz. Die vorhandenen zehn Wirtschaften wurden abgerissen und nach den Plänen Gillys neu errichtet.
Das Interieur des Schlosses bestand aus relativ schlichten Möbeln die in sehr guter handwerklicher Qualität gearbeitet waren. Sensationell und daher bald weithin bekannt waren die gemalten und gedruckten Papiertapeten in den königlichen Wohnräumen. Einige der Tier- und Pflanzendarstellungen wurden aus China importiert, die meisten stammen jedoch aus Berliner Manufakturen.
Bis zum Spätsommer 1805 weilte das Königspaar in den Sommermonaten in Paretz. Nach den napoleonischen Kriegen 1810 verbrachte Luise einen letzten Tag in Paretz. Sie starb nur 34jährig noch im selben Jahr. Fünf Jahre später nahm Friedrich Wilhelm III. die alte Gewohnheit den Sommer in Paretz zu verbringen wieder auf. Nach seinem Tod im Jahre 1840 verlor der Ort wieder an Bedeutung.
Bei Kriegsende 1945 wurde das Schloss - das bis dahin nahezu unverändert geblieben war - geplündert. Nach der Unterbringung von Kriegsflüchtlingen nutzte die Bauernhochschule das Gebäude, später dann die "VVB Tierzucht". Das ursprüngliche Erscheinungsbild ging vollständig verloren. Zuvor sicherten Mitarbeiter der Potsdamer Schlösser 1947 jedoch die noch unversehrten Tapetenteile und lagerten sie in den Magazinen des Neuen Palais ein.
Die Überformung aller Gebäude war in den folgenden 50 Jahren so gravierend, dass die Anlage zu Beginn der 1990er Jahre nur noch von Eingeweihten erahnt waren konnte. Immerhin wurde schon bei ersten Untersuchungen in den 1970er-Jahren festgestellt, dass ein nennenswerter Teil der Originalsubstanz noch aufzufinden war. So konnte vor allem durch das "Paretzer Skizzenbuch" - im Original 1811 eine Sammlung der Gebäudezeichnungen und ein Geschenk an den König - eine schrittweise Annäherung an das einstige Aussehen von Paretz ermöglicht werden. Zwischen 1998 und 2001 konnten sogar die stark beschädigten Tapeten des Schlosses in fünf verschiedenen Spezialwerkstätten restauriert und im Schloss angebracht werden.